Selbstwertgefühl stärken
Wenn der Streich gelingt, ist die Freude groß: »Mit dem Aprilscherz wollen wir unser eigenes Selbstwertgefühl stärken«, erklärte der Tuttlinger Humorforscher Michael Titze. »Wir suchen nach gutgläubigen Menschen, die auf unsere Scherze reinfallen und uns somit bestätigen, dass sie weniger kompetent sind als wir selbst.«
Es handle sich um die sogenannte hämische Schadenfreude, die ein »psychodynamisches Relikt« der Kindheit sei: »Ältere Kinder brauchen den Beweis, dass es weniger schlaue Kinder gibt«, erläuterte Titze.
Aprilscherz in der Krise
Eindrucksvolle Bilder von einer Spaghetti-Ernte in der Schweiz flimmern am 1. April 1957 über den Bildschirm. Hunderte Briten rufen bei der BBC an und fragen, wo denn diese Spaghetti-Büsche zu kaufen seien. Auf den Gag der BBC würde heute wohl keiner mehr reinfallen.
»Der Aprilscherz ist heute etwas in der Krise«, sagt der Kulturanthropologe Gunther Hirschfelder von der Universität Bonn. »Es dominiert heute oft die Angst, sich zu blamieren«, führt er als Grund dafür an.
Aber ausgerechnet die Wirtschaftskrise könnte zur Entstaubung des Aprilscherzes beitragen, meint Hirschfelder. »Oft gilt das Muster: Je mehr Krise, desto mehr Witze.«
PR-Zwecke: Image aufpolieren oder Geld machen
Wird der persönliche Aprilscherz nach Meinung von Experten weniger, hat seine kommerzielle »Ausbeutung« in den vergangenen Jahren zugenommen.
So sollte 2008 in Deutschland das Buch »Sommer, Sonne, Nackedeis - FKK in der DDR« bei einer Nacktlesung vorgestellt werden. April, April - aber das Buch war in aller Munde.
In Frankreich, wo der Brauch im 16. Jahrhundert entstanden sein soll, hat gerade Möbelriese Ikea mit dem Verkauf eines billigen Öko-Autos von sich reden gemacht.
Dieses Geheimnis wurde aber mittlerweile gelüftet ... und auch dahinter steckt eine Image-Kampagne, bei der Ikea sich als »grünes Unternehmen« darstellt.
Ursprung des Aprilscherzes wahrscheinlich in Frankreich
In Frankreich hängen Spaßvögel bis heute anderen selbst gebastelte Papierfische (poisson d'avril) an den Rücken. Die Redewendung »in den April schicken« ist erstmals 1618 in Bayern überliefert.
Bis heute versuchen mehr oder weniger nette Mitmenschen ihre Freunde, Nachbarn und Kollegen reinzulegen. Leichtgläubige Zeitgenossen werden auf unsinnige Botengänge geschickt und sollen Owidumm oder Haumiblau abholen, Dukatensamen oder Nebeltrenner besorgen.
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