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WDR3, 17.06.2009 |
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Lachen als Medizin (gekürzt) |
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Wirtschafts- und Finanzkrise, Schweinegrippe, verrückt spielende Atommächte wie Nordkorea. Es kann sein, dass wir in zwei, drei Monaten etwas völlig Neues erleben, was wieder eine Erschütterung bedeutet. Existenzielle Sicherheit ist nicht mehr selbstverständlich. In solch unsicheren Zeiten blicken die Menschen natürlich ernst auf ihr Leben. Und gerade um die Menschen wieder heiterer, gelassener, humorvoller werden zu lassen, hat Tübingen eine Humorwoche organisiert. Unter dem Motto »Ganz im Ernst« sind bis zum Sonntag Clowntheater, Kabarett, Konzerte, Workshops und wissenschaftliche Vorträge zu hören und zu sehen. Mit dabei ist auch eine Gesellschaft, die das Lachen therapeutisch fördert: »HumorCare«.
Ein Beitrag von Thomas Frank |
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Michael Titze: Man hat erkannt, dass in der heutigen Zeit, in der von der sozialen Realität her sehr vieles viel schwerer geworden ist, das Lachen und der Humor tatsächlich Therapeutika sind.
Sprecher: Der Psychologe Dr. Michael Titze sieht sich in seiner Arbeit für HumorCare Deutschland bestätigt. Im Jahr 2001 gründete er die Gesellschaft mit, die den Humor in Therapie, Pflege, Pädagogik und Beratung fördert.
Psychotherapeuten und Psychiater waren zunächst skeptisch. Doch immer mehr Besucher auf Messen und Kongressen und steigende Buchpublikationen zum Thema zeugen von einer Trendwende.
HumorCare will die Menschen dazu bringen, die Liebe zum Humor zu pflegen, heiterer und gelassener zu werden. Der Humor ist dabei therapeutischer Art, womit er sich von dem Humor der Comedy-Szene scharf abgrenzt.
Michael Titze: Comedies haben im Prinzip etwas wieder belebt, was schon in der antiken Komödie angesagt war. In der antiken Komödie ging es darum, dass man die Zuschauer dadurch zum Lachen brachte, indem man ihnen Behinderte, Schwache, Barbaren (die der griechischen Sprache nicht mächtig waren), Stotterer und andere Randfiguren vorgeführt hat. Das hat die Zuschauer von möglichen Minderwertigkeitsgefühlen befreit, und sie konnten sich dann für kurzfristig überlegen fühlen.
Sprecher: Gegen dieses Verlachen des Schwächeren, laut Michael Titze ein moralisches Desaster dessen Auswüchse bis zum Mobbing am Arbeitsplatz und Schulen reichen, setzt sich HumorCare ein. Den Opfern zu helfen ist ein Anliegen.
Michael Titze: Dass wir versuchen, ihnen Möglichkeiten zu bieten, Kompetenzen zu erlernen, die sie befähigen, sich - etwa durch Schlagfertigkeit - zur Wehr zu setzen: Zum Beispiel dadurch, dass sie es schaffen, sich nicht mehr als Opfer des Ausgelachtwerdens zu definieren, sondern schlichtweg mit zu lachen.
In dem Augenblick, in dem jemand, der zum Mobbingopfer gemacht werden soll, anfängt, mit den anderen mit zu lachen, sowas wie Selbstironie zu entwickeln, ist dieser Mensch eigentlich aus dieser bedauernswerten Position sofort herausgenommen. Er kann dann wieder in die Aufwärtsspirale hineinkommen und sich grundsätzlich auch wieder akzeptieren.
Sprecher: Im Lebensalltag mit sich gelassener und wohlwollender um zu gehen, sollte Ziel für alle Menschen sein.
Humor-Trainer Michael Falkenbach zeigt in seinem Workshop mit dem Titel »Das Leben ist zu kurz für ein langes Gesicht« was man tun kann. Anfangs wirken die rund 30 Teilnehmer im Tübinger Universitätsklinikum noch müde, ernst und etwas unsicher. Doch mit Witzen, lustigen Anekdoten und diversen Übungen, versucht Falkenbach das zu ändern.
Eine Übung nennt sich Kauderwelsch-Reden. Nein, keine Geräusche von Tieren im Zoo. Die Teilnehmer stehen in einem großen Kreis und zappeln mit Händen und Füssen, brabbeln und krakeelen sich gegenseitig an, mit phantasierten Lauten und Worten.
Michael Falkenbach, selbst seit 7 Jahren bei HumorCare tätig, will die Teilnehmer dazu bringen, aufgestauten Frust zu entladen.
Er weiß, diese Methode in der Öffentlichkeit aus zu probieren, könnte zwar verwunderte Blicke auslösen, aber ...
Michael Falkenbach: Ich mache die Erfahrung, dass es eine sehr schnelle und umfassende Methode ist, die sehr schnell ganzheitlich greift. Es genügen also möglicherweise 2 oder 3 Minuten, um sich wieder seiner Ganzheitlichkeit, in Verbindung mit dem eigenen Selbstwertgefühl, Selbstvertrauen bewusst zu werden.
Sprecher: In der Tat, die Teilnehmer wirken nach dem Seminar kurzfristig zumindest wie verwandelt:
»Einfach die Bestätigung, dass man mit der Körpersprache Humor umsetzen kann, einfach Heiterkeit zeigen kann. Es ist viel schöner mit einem freundlichen Gesicht rum zu laufen, als mit einem beleidigten Gesicht.«
»Ich bin jetzt lockerer, wesentlich lockerer, auch durch die Teilnehmer insgesamt, weil jeder darauf eingegangen ist und mitgemacht hat und ich fühl mich jetzt befreiter, fühl mich locker.«
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