Leipzig/Stuttgart. »Humor ist der Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen platzt.«
So empfand es zumindest Joachim Ringelnatz. Ganz im Sinne des Poeten aus Wurzen hält die Leipzigerin Claudia Madeleine Zimmer fleißig die Kragen zusammen. Sie ist Organisatorin des Lach-Clubs in Leipzig, den es seit drei Jahren gibt. Doch es geht ihr nicht nur um das Ho Ho und Ha Ha in der Messestadt. Die Krankenschwester wird Anfang Mai auch in Stuttgart das Zwerchfell hüpfen lassen. Denn die 40-jährige Mutter von vier Kindern fährt zum II. internationalen Kongress »Heilsames Lachen. Humor und Gesundheit«, der vom 2. bis 1. Mai stattfindet.
Der Humor ist in den letzten Jahren eine ernste Angelegenheit geworden. Die Gelotologie, die Wissenschaft vom Lachen, hat sich gemausert und ist eine anerkannte Disziplin. Sie wies nach, dass das Krümmen der Mundwinkel bemerkenswerte Folgen im Körper hat. So werden beispielsweise Atmung und Durchblutung gefördert, Muskelverspannungen abgebaut und die Immunabwehr gestärkt.
Aber auch in psychologischer Hinsicht sind die freudigen Laute bemerkenswert: »Menschen, die häufig lachen, kommen im sozialen Leben besser an«, sagt Psychologe Michael Titze, wissenschaftlicher Leiter des Kongresses. Ohne Müh schlagen sie die zwischenmenschliche Brücke, meint der 55-Jährige, der auch Vorsitzender von HumorCare Deutschland ist, der Gesellschaft zur Förderung von Humor in Therapie, Pflege, Pädagogik und Beratung. Den Vorteil gegenüber Griesgramen hätten die Fröhlichen wahrscheinlich schon deshalb, weil ihr Gehirn besser mit Sauerstoff und Glückshormonen versorgt werde. »Menschen, die viel lachen, haben auch mehrErfolg im Beruf«, so der Psychotherapeut, der bei Stuttgart seine Praxis hat. Humor helfe zudem im Arbeitsleben Konflikte zu lösen und Stresshormone abzubauen. Stress sieht auch Claudia Madeleine Zimmer als Ursache vieler Krankheiten. »Jedes Problem hat auch was mit der Psyche zu tun«, sagt sie.
Dass Humor und Lachen sogar Krankheiten heilen können, soll auf dem Kongress ausführlich zur Sprache kommen. Aber Lachen auf Krankenschein gibt es bisher noch nicht - und machen die Viren etwa einen Umweg vor Kichernden? Titze kennt aus seinen Sprechstunden die burn-out-Symptome, die inneren Kündigungen, die Depressionen, in die Menschen heute zehnmal häufiger verfallen als in den fünfziger Jahren. Der Mediziner unterscheidet zwischen unterscheidet zwischen Unterhaltungs- und therapeutischem Humor. Der therapeutische ziele nicht darauf ab, den Patienten um jeden Preis zum Lachen zu bringen. Es solle vielmehr ein Prozess angeregt werden, der zu einer selbstbejahenden, mutigen Einstellung führt, die mit Heiterkeit und Lebensfreude einhergeht. »Nicht nur das Leid, auch das Lachen muss in der Therapie Therapie Platz habe«, meint Titze. Er selbst stellt in seinen Gruppenabenden Humor-Dramen auf die Praxis-Bretter.
Was alles guten Mutes getan werden kann, sollen in Stuttgart 32 Workshops und zwölf Vorträtgen zeigen. So geht es zum Beispiel um Lachen als wirkungsvolles Mittel gegen Stress und viele psychosomatische Krankheiten sowie um die Arbeit des therapeutischen Clowns. Vorgesehen ist auch ein Humor-Gottesdienst am 4. Mai, dem Weltlachtag.
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