Stuttgart - Zur Humor-Hauptstadt Deutschlands hat der evangelische Medienpfarrer Helmut Liebs Stuttgart euphorisch ausgerufen - wenigstens für die vier Tage Anfang Mai, an denen ein Humorkongress Experten aus aller Welt zum Thema »Heilsames Lachen« im Hospitalhof, dem evangelischen Bildungswerk in Stuttgart, zusammenführen wird.
Unbestritten ist, dass die Protestanten in Sachen Humor Nachholbedarf haben. Der frühere Stuttgarter Oberbürgermeister Manfred Rommel, der seine Reden gerne mit Witzen würzte (»damit die Zuhörer nicht vollends einschlafen«), erinnert sich noch daran, wie sein Großvater, ein überzeugter Pietist, in der Faschingszeit im Eingang zum Realgymnasium in Aalen geprüft habe, ob die katholischen Lehrer pünktlich erscheinen.
Rommel, der am 4. Mai ein Grußwort spricht, meint, dass wer über sich selbst lachen könne, seine eigene Unzulänglichkeit erkenne und besser mit anderen Menschen umgehen könne. Darum gehe es in der Humortherapie, die heute bei der Behandlung Schizophrener, in der Psychoanalyse, der Krebstherapie und selbst bei Bestattungen angewendet wird.
Michael Titze ist wissenschaftlicher Leiter des Kongresses und Vorsitzender des Vereins HurnorCare in Tuttlingen. Der Anpassungs- und Leistungsdruck in der Gesellschaft führe immer häufiger zu seelischen Problemen, sagt Titze, zum Beispiel zu Magersucht bei jungen Menschen. Nur eine gute Figur scheine Erfolg zu versprechen. Ein Gegenmittel sei für die Psychotherapie der »Mut zur Lächerlichkeit«, damit Selbstachtung nicht nur in überdurchschnittlicher Leistung oder Anpassung an die Normen gesucht werde. Zehn Prozent der Bevölkerung lebten In panischer Angst, sich lächerlich zu machen, sagt Titze.
Psychotherapeuten nehmen oft die Hilfe von Clowns, wie Erika Kunz aus Schopfheim, in Anspruch. Sie versucht im Lörracher Elisabethenkrankenhaus den Patienten die Angst zu nehmen - das Einsatzspektrum reicht von der Kinderstation bis zur Sterbebegleitung von Krebspatienten.
Dass Lachen positive Auswirkugen auf die Gesundheit hat, sei noch nicht bewiesen, schränkt der Arzt und Biochemiker, Frank A. Rodden aus Tübingen ein. Doch er sieht es als sehr wahrscheinlich an.
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