B.Z. Berlin, 16. Januar 2011
 
Perfektionswahn killt das Lachen
 
B.Z. am Sonntag sprach mit Lachforscher Dr. Michael Titze über Lebensfreude.
 
 
Dr. Titze, gibt es Menschen, die gar keinen Humor haben?

»Ja, die gibt es leider. Einigen wurde in der Kindheit viel zu früh das Kindliche, Spielerische abgewöhnt. Sie entwickeln Humorlosigkeit, lachen nicht oder wenig. Oder ihr Lachen ist nicht echt. Auf Fotos kann man das gut erkennen und zwar daran, dass die Augen nicht mitlachen. Wenn Sie den Mund einer lachenden Person abdecken und die Augen nicht fröhlich schauen, wissen Sie: Das war kein echtes Lachen. Warum verlernen wir als Erwachsene das Lachen? Die Welt der Erwachsenen setzt auf Überbietung. Wir müssen immer intelligenter, schöner, fitter sein als andere. Das Lachen vergeht einem dann, wenn man zu viel von sich verlangt. Perfektionswahn killt jedes echte Lachen.

Mein Rat: Bekennen Sie sich zu Ihren Schwächen und haben Sie Mut zur Unvollkommenheit, sogar zur Lächerlichkeit. Was hilft, um das Lachen wieder zu lernen? Finden Sie heraus, was Ihnen Spaß macht. Gehen Sie ins Kino, ins Theater oder schauen Sie sich Comedy-Sendungen an. Gehen Sie spielerisch an Ihren Alltag, vor allem an die Arbeit. Lachen Sie bewusst, laut und herzlich. Vielen hilft es auch, sich Witze aufzuschreiben und die bei jeder Gelegenheit zu erzählen. In Gruppen lacht es sich übrigens viel besser, denn Lachen steckt an. Klinken Sie sich ein. Diese Interaktion ist super für die Psyche.«