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WEITwinkel, MAGAZIN des Wohlfahrtswerks Baden-Württemberg, Juni 2010/1
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Über sich selbst lachen tut gut |
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»Lachen ist die beste Medizin«, so ein altbekanntes Sprichwort. Wie sich die Selbstheilungskräfte des Lachens für das eigene Leben nutzen lassen, erklärt der renommierte Lachforscher und Referent des diesjährigen Neujahrsempfangs des Wohlfahrtswerks, Dr. Michael Titze.
Interview: Katja Kubietziel
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Herr Dr. Titze, warum ist das Lochen so gesund?
Lachen hat etwa die gleiche Wirkung auf den Körper wie Jogging oder andere leichte Sportarten. Eine Minute Lachen bringt so viel wie vierzig Minuten Entspannungstraining. Das Herz-Kreislauf-System wird aktiviert, Stresshormone werden abgebaut. Regelmäßiges Lachen hält außerdem die Gefäßwände elastisch und beugt so Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor. Die Lunge wird beim Lachen besser durchlüftet und nimmt viermal so viel Sauerstoff auf wie normal. Lachen ist also gerade auch für ältere Menschen ideal, die körperlich eingeschränkt oder bettlägerig sind.
Haben wir denn heute das Lachen verlernt?
Tatsächlich ist seit den 50er Jahren die Anfälligkeit für Depressionen um das Zehnfache gestiegen. Dass heute weniger gelacht wird, liegt zum großen Teil am gestiegenen Anspruchsniveau in unserer Gesellschaft. Ein Beispiel: Ein Buchhalter, der dreißig Jahre seine Arbeit gut machen konnte, sieht sich mit der Einführung der EDV plötzlich mit ganz neuen Anforderungen konfrontiert. Gleichzeitig bekommt er vielleicht einen jüngeren Kollegen, der mit den neuen Technologien groß geworden ist und kompetent wirkt. Durch den »Aufwärtsvergleich« entstehen Gefühle der Überforderung, Angst und Ohnmacht, also der Scham. Man traut sich nichts zu und fühlt sich unter enormem Druck.
Sie beschreiben eine gesellschaftliche Realität. Wie kann man ihr begegnen?
Selbstironie ist ein hervorragendes Mittel, um überhöhten Ansprüchen entgegenzuwirken. Man sollte sich nicht immer rechtfertigen und einfach mal bewusst versuchen, nicht gut um jeden Preis dazustehen. Wenn einem egal ist, wie man von anderen wahrgenommen wird, verblüfft das und es entsteht ein souveränes Selbstgefühl.
Kann Humor denn auch beim Älterwerden helfen?
Die allgegenwärtige Medienpräsenz führt uns vor, wie wir sein müssen, um den Idealen der postmodernen Welt zu entsprechen: Körperlich attraktiv und jugendlich wie Filmstars, fähig zu sportlichen Höchstleistungen, die nur dann Spaß machen dürfen, wenn sie auch riskant sind und - nicht zuletzt - allzeit zu »Fun«-Aktivitäten aufgelegt, die wir mit einem möglichst großen Bekanntenkreis erleben. Wer dies schafft, kann sich in einer Spaß-Gesellschaft, die von Höchstleistung geprägt ist, gut einrichten. Wem dies jedoch nicht gelingt, der gehört nicht dazu - und der hat im wahrsten Sinne nichts mehr zu lachen. Der echte Humor ist ein Gegenmittel, das uns Wege aufzeigt, wie wir uns von dem unheilvollen Druck, immer noch besser, jünger und fitter sein zu müssen, befreien können. Es geht also um einen Einstellungswandel, der uns dazu bringt, über die Zwänge der jugendfixierten Überbietungsgesellschaft innerlich lachen zu können.
Gibt es einen Zusammenhang zwischen Lachen und Glücklichsein?
Absolut. In Gesellschaften, in denen viel gelacht wird, sind die Menschen glücklicher. Das liegt zum einen an den Glückshormonen, die durchs Lachen freigesetzt werden und hat zum anderen einen psychologischen Grund: Menschen, die viel lachen, kommen im sozialen Leben besser an! Ohne sich bewusst Mühe geben zu müssen, schlagen sie die »zwischenmenschliche Brücke«. Dabei wirken sie auf ihre Mitmenschen spritzig, witzig und einfallsreich. Sich selbst erleben Menschen, die viel lachen, als stark und kompetent, und sie fürchten sich nicht vor sozialen Konflikten. Im Gegenteil, sie sind besonders gemeinschaftsfähig, und dies ruft eben Glücksgefühle hervor.
In den letzten Jahren haben sich sogenannte Lachyoga-Klubs in der ganzen Welt ausgebreitet. Wie kann man sich das vorstellen?
Der indische Arzt und Gründer der Lachyogabewegung Madan Kataria sagt: »Fake it, then make it« (»Tu zunächst so als ob, irgendwann machst du es wirklich.«) Man trifft sich regelmäßig in einer Gruppe und macht gemeinsam spezielle Atem- und Lachübungen. In den ersten drei bis vier Minuten mag das künstlich und verkrampft sein. Plötzlich aber entsteht daraus ein echtes Lachen, das nicht mehr über den Kopf geht, sondern reflexartig kommt. Die physiologische Wirkung ist auch beim gespielten Lachen interessanterweise genau die gleiche wie beim echten Lachen, auf welches das Lachyoga ja abzielt.
Worüber haben Sie das letzte Mal herzlich gelacht?
Ich schaue mir kaum Comedy-Sendungen im Fernsehen an und auch über manche Witze kann ich nicht unbedingt lachen. Dagegen ist Lachyoga für mich persönlich eine Kraftquelle. Im Auto höre ich häufig eine CD unserer Tuttlinger Lachgruppe an und lache mit - das hält mich hellwach, sogar bei langen Fahrten in der Nacht. Ich könnte es gar nicht schaffen, eine Woche lang nicht zu lachen. |
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